Die TCM-Ernährung (auch Fünf-Elemente-Küche) stellt neben Akupunktur, Kräutertherapie, Bewegungslehre und Chinesischer Heilmassage (TUINA) eine der fünf Grundsäulen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) dar. Die TCM Ernährung kann dabei helfen, ein vorhandenes Ungleichgewicht im Körper auszugleichen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Alltagstauglich

Eine Ernährungsumstellung im Sinne der Fünf-Elemente-Küche ist für jeden Patieten ratsam. Sie wird daher auch häufig im Rahmen einer Therapie begleitend eingesetzt. Generell gilt die TCM-Ernährung als gesunde und ausgewogene Form der Ernährung. Wer sie ausprobiert, merkt schnell wie einfach sich die Fünf-Elemente-Küche in den Alltag integrieren lässt.

Lesen Sie hier, was man unter TCM-Ernährung (Fünf-Elemente-Küche) versteht, wie sie funktioniert, wann sie Linderung verschafft und warum sie keine Diät ist. 

In unserer schnelllebigen Gesellschaft fehlt es oft an der essenziellen Basis für gesunde Ernährung: natürliche nahrhafte Lebensmittel und ausreichend Zeit – für die Zubereitung und für den Genuss des Essens. Diese Herangehensweise stellt den Kern der TCM-Ernährung dar: hier spielen natürliche, möglichst unverarbeitete Zutaten, deren Zubereitungsart und das Einnehmen der Mahlzeit selbst eine wesentliche Rolle.

Den einzelnen Nahrungsmitteln wird darüber hinaus eine bestimmte Wirkung auf den Körper zugeschrieben, einerseits thermisch (also wärmend, kühlend usw.) sowie andererseits eine bestimmte Wirkrichtung (ausleitend, nach innen leitend usw).

Aufgrund ihrer Eigenschaften werden die Lebensmittel den fünf Elementen Feuer, Erde, Wasser, Holz und Metall zugeordnet. Daher wird die TCM-Ernährung auch als Fünf-Elemente-Küche bezeichnet. Westliche Einteilungen der Lebensmittel nach Kohlenhydraten, Eiweissen, Fetten etc. kennt die chinesische Ernährungslehre nicht.

1.1. Saisonale Küche

Menschen, die sich mit TCM Ernährung befassen, stellen meist sehr rasch fest, dass die Form der Ernährung auf Grundlage der Traditionellen Chinesischen Medizin nicht so fremd und komplex ist, wie man zunächst vielleicht denken mag. Es geht bei einer Ernährungsumstellung nach TCM auch nicht darum sich chinesische Kochkünste anzueignen. Im Gegenteil, häufig lassen sich sogar Parallelen der TCM Ernährung und Grossmutters Küche erkennen: wärmende Eintöpfe im Winter, erfrischende Salate im Sommer und zu jedem Essen eine heisse Suppe.

Wer saisonal kocht und darüber hinaus darauf achtet, dass jede Mahlzeit als körperwarme Brühe im Magen ankommt, tut seinem Verdauungsapparat und damit aus chinesischer Sicht seiner „Mitte“ schon sehr viel Gutes.

1.2. Qi und Blut

„Die Mitte“, also unser gesamter Verdauungsapparat, stellt chinesisch gesprochen aus der Nahrung, die wir aufnehmen, die Lebensenergie Qi und Blut (die materielle Seite der Energie) her. Über das Essen liefern wir unserem Körper also wichtige Energie, die er für sämtliche Funktionen benötigt. Abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse kann TCM-Ernährung darüber hinaus helfen, Yin und Yang wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Aus chinesischer Sicht geht es darum zu viel Schleim, Hitze, Kälte etc. aus dem Körper auszuleiten. 

Die Ernährung auf Grundlage der Traditionellen Chinesischen Medizin ist eine ausgewogene, abwechslungsreiche Form der Ernährung. Im Rahmen einer Therapie werden entsprechend der 5-Elemente-Lehre speziell auf das jeweilige Beschwerdebild abgestimmte Nahrungsmittel ausgewählt, die bevorzugt gegessen oder gemieden werden sollten. Nach einer Krankheit oder bei Schwächezustand zählen beispielsweise Kraftsuppen (aus Tierknochen gekochte Suppen) zu einem wichtigen Heilmittel der Traditionellen Chinesischen Medizin.  

2.1. Einteilung der Lebensmittel nach den fünf Elementen

Hier finden Sie eine kurze Übersicht zur Einteilung der Lebensmittel nach den fünf Elementen. Jedem Element ist eine bestimmte Geschmacksrichtung (sauer, bitter, süss, scharf, salzig) zugeordnet, Diese wiederum hat eine spezielle Wirkrichtung im Körper und beeinflusst ausgewählte Organe.  

Holz – sauer, Organe: Leber und Galle. Eigenschaften: zieht zusammen, bewahrt die Säfte; ist saftig und knackig („holzig“). Lebensmittel: u.a. Kiwis, Orangen, Äpfel, Tomaten, Joghurt, Salate, Essig, Petersilie, Zitrone.

Feuer – bitter, Organe: Herz und Dünndarm. Eigenschaften: leitet nach unten, ausscheidungsfördernd, trocknet Feuchtigkeit; ist knusprig, geröstet. Beim bitteren Geschmack ist es wichtig zwischen natürlichen Bitterstoffen (wie in Rucola, Grapefruit, Roggen, Kurkuma, Paprikapulver, Rosmarin, Thymian) und künstlichen Bitterstoffen, also jene die durch Rösten oder Fermentieren entstehen (Kaffee, Schwarztee) zu unterscheiden. Letztere sollten in Massen genossen werden, da sie häufig zu austrocknend wirken. 

Erde – ss, Organe: Milz und Magen. Eigenschaften: aufbauend, nährend, befeuchtend; ist sämig und breiförmig. Beim süssen Geschmack ist geht es nicht darum, möglichst zuckerhaltige Lebensmittel zu essen, im Gegenteil: zuckersüsses Essen schwächt die Mitte. Der mild-süsse Geschmack steckt in Grundnahrungsmitteln, also all jenen Lebensmitteln die aus westlicher Sicht reich an Kohlehydraten, Eiweiss und Fett sind (wie z.B. Getreide, Kartoffeln, Karotten, Eier, Fleisch, Nüsse, Sesam

Metall – scharf, Organe: Lunge und Dickdarm. Eigenschaften: bewegt das Qi nach oben, bewegt und dynamisiert, zerstreut Energie und wärmt, löst Stagnation; ist trocken, bröselig und konzentriert. Lebensmittel wie Zwiebel, Ingwer, Meerrettich, aber auch Gewürze wie Pfeffer, Chili oder Muskat. 

Wasser – salzig, Organe: Niere und Blase. Eigenschaften: weicht auf und leitet nach innen und zu den Knochen, trocknet aus. Lebensmittel: Fische, Algen, Meeresfrüchte, Sojasauce, Misopaste. Übermässiger Salzkonsum (v.a. von minderwertigem Kochsalz in Fertigprodukten) führt zu Verhärtung.  

2.2. Warme, gekochte Mahlzeiten

Die einfachste und wohl wichtigste Grundregel in der TCM-Ernährung ist der überwiegende Verzicht auf Rohkost und das Bevorzugen von warmen, gekochten Mahlzeiten. Durch das Kochen wird dem Essen zusätzliche Energie zugeführt und gleichzeitig die Nahrung leichter verdaulich gemacht. Durch das warme Essen wird das körpereigene „Verdauungsfeuer“ unterstützt. Der Körper muss keine Energie aufbringen, um das Essen selbst zu erwärmen, sodass die Nahrung besser verarbeitet werden kann. Auch beim Trinken sollte heisses oder warmes Wasser Vorrang haben.  

2.3. Organuhr beachten

Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin durchläuft unser Körper während des Tages verschiedene Funktionszyklen. Gewisse Organe sind zu einem bestimmten Zeitpunkt besonders aktiv, während andere gerade ihre Ruhephase haben.

Dieser „Organuhr“ zufolge arbeiten die Verdauungsorgane (Dickdarm, Magen, Milz, Pankreas, Dünndarm) in der ersten Tageshälfte intensiv. Ab etwa 18 Uhr beginnen die Ruhephasen unserer Verdauungsorgane. Daher wird bei einer Ernährung nach TCM besonderen Wert auf ein nahrhaftes, warmes Frühstück am Morgen gelegt. Dies kann etwa ein gekochter Getreidebrei sein, eine heisse Suppe oder alles, was es auch zu Mittag gibt. Im asiatischen Raum sehen Frühstück und Mittagessen oft sehr ähnlich aus. Häufig gibt es eine heisse Suppe mit Gemüse, eventuell Fisch oder Ei sowie etwas Reis dazu.

Die letzte Mahlzeit des Tages sollte bescheiden ausfallen und bestenfalls vor 18 Uhr eingenommen werden. „In der Früh wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler essen“ pflegten auch schon unsere Grosseltern zu sagen. 

2.4. Yin und Yang

Das Konzept von Yin und Yang spielt wie in der gesamten Traditionellen Chinesischen Medizin auch in der chinesischen Ernährungslehre eine wichtige Rolle. Die zwei Polaritäten Yin und Yang stehen in einem gesunden Körper in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander. Yin und Yang liegt ein in der chinesischen Kultur tief verwurzeltes philosophisches Verständnis zugrunde. Yin und Yang stehen für jegliche Polaritäten, die auf der Erde (Makrokosmos) und im Körper (Mikrokosmos) vorhanden sind. Die Polaritäten stehen zwar gegensätzlich zu einander, schliessen sich jedoch nicht aus, sondern sind zwei Seiten einer Einheit (wie im traditionellen Kreissymbol sichtbar wird).   

Yin steht für die Schattenseite eines Berges und damit für Kälte, Dunkelheit, Feuchtigkeit und Ruhe, Langsamkeit und Weiblichkeit. Yin ist Substanz.  

Yang steht für die Sonnenseite und damit für Wärme, Helligkeit, Trockenheit, Lebendigkeit, Schnelligkeit und Männlichkeit. Yang ist Energie 

Yin und Yang-Paare sind beispielsweise Winter und Sommer, Nacht und Tag, Kälte und Hitze.  
 
In der chinesischen Ernährungslehre bedeutet ein ausgewogenes Verhältnis von Yin und Yang sowohl Kraft (Energie = Yang) als auch Saft (Substanz = Yin) zu haben. Sind Yin und Yang unausgeglichen, macht sich dies u.a. an zu vielem Schwitzen, hektischem Verhalten, Neigung zu Extremen (viel Yang vorhanden, Yin-Mangel) oder umgekehrt an häufigem Frieren, Müdigkeit, Schlappheit (viel Yin vorhanden, Yang-Mangel) bemerkbar. Mit einer auf den jeweiligen Konstitutionstyp abgestimmten Ernährung kann ein solches Ungleichgewicht ausgeglichen werden. Wichtig hierfür ist die thermische Wirkung von Lebensmitteln.  

2.5. Thermische Wirkung von Lebensmitteln

Aus Sicht der chinesischen Ernährungslehre hat jedes Nahrungsmittel eine spezielle thermische Wirkung auf den Körper. Unterschieden wird zwischen kalten, kühlen, neutralen, warmen und heissen Lebensmitteln.  

Beim Obst wirken besonders Zitrusfrüchte und exotische Südfrüchte kühlend oder kalt auf den Körper. Beim Gemüse kühlen solche Pflanzen, die über der Erde wachsen wie z.B. Salate. Diese müssen sich selbst vor der heissen Sonne schützen und eine kühlende Wirkung entfalten.  

Kalt: u.a. Banane, Wassermelone, Kiwi, Salz, Sojasauce, Krebs, Pferdefleisch, Joghurt, kaltes Wasser,  

Kühl: u.a. Frischkäse, Mango, Mandarinen, Buchweizen, Tofu, Sojamilch, Sojasprossen, Butter, Kartoffeln, Sesamöl, Spinat, Kopfsalat, Tomate, Champignon 

Kühlende und Kalte Lebensmittel wirken erfrischend und kühlend auf den Körper. Sie bauen Säfte und Substanz auf und stärken das Yin.  

Neutral: u.a. Dinkel, Hirse, Mais, Rundkornreis, Haselnüsse, Mandeln, Erbsen, Linsen, Sojabohnen, Karotten, Weintrauben, Eier, Karpfen, Schwein  

Neutrale Nahrungsmittel bauen das Qi auf, liefern Energie und stärken die Mitte.  

Warm: u.a. Langkornreis, Klebreis, Schaf, Ziege, Rind, Hirsch, Sardelle, Garnele, Zucker, Honig, Pinienkerne, Walnuss, Fenche, Kirsche, Maroni, gekochtes Wasser.  

Heiss: u.a. Zimt, Chili, Ingwer, Curry, Pfeffer, Alkohol  

Heisse und warme Lebensmittel stärken das Yang und geben Kraft 

In der TCM-Ernährung werden Nahrungsmittel mit einer gemässigten thermischen Wirkung bevorzugt. Ein übermässiger Verzehr von zu kalten Lebensmitteln schwächt auf Dauer die Verdauung, was mit Völlegefühl, Verstopfung, Durchfall oder Müdigkeit einhergehen kann. Heisse Lebensmittel wirken in zu grossen Mengen konsumiert austrocknend. Es sollten also Grossteils warme, neutrale und kühlende und weniger kalte und heisse Nahrungsmittel auf den Teller kommen. Je nach Jahreszeit kann sich ihr Anteil verändern (im Winter mehr warme, im Sommer mehr kühlende Lebensmittel). Wer auf saisonales Obst und Gemüse achtet, macht aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin schon sehr viel richtig.  

Die Zubereitungsart kann die thermische Wirkung von Lebensmitteln verändern. Gekochtes Obst (wie z.B. in Kompott) verliert seine kühlende Wirkung. Frittiertes Gemüse (wie z.B. Kartoffeln in Pommes Frites) entfalten eine heisse Wirkung. In der Regel gilt: Anbraten, Grillen, Rösten, Räuchern, Backen und Schmoren sind Yang-verstärkend. Blanchieren, Kochen, Dünsten und Garen sind Yin-verstärkend.  

Eine Ernährung auf Grundlage der Traditionellen Chinesischen Medizin gilt als gesunde und ausgewogene Form der Ernährung, die natürliche, möglichst unverarbeitete, und saisonale Nahrungsmittel bevorzugt. Jeder, ob Jung oder Alt, krank oder gesund, kann seine Ernährung auf Basis der 5-Elemente-Küche umstellen. Wer die TCM-Ernährung einmal ausprobiert hat, bleibt ihr meist treu. Die positiven Effekte auf den Verdauungsapparat und den gesamten Organismus sind oft so stark ausgeprägt und heilsam, dass man nicht mehr zu alten Ernährungsgewohnheiten zurückkehren will.  

Bei sämtlichen Indikationen, die eine TCM-Therapie anzeigen, kann eine Umstellung der Ernährung im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin unterstützend eingesetzt werden.  

Auf den ersten Blick wirkt die Einteilung der Lebensmittel nach den fünf Elementen oder ihrer thermischen Wirkung verwirrend. Für einen Einstieg in die Ernährung im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin genügt es schon, einige wenige Grundregeln zu beachten. 

  • drei Mal täglich eine warme, gekochte Mahlzeit einnehmen (gekochtes Gemüse, gekochtes Getreide und Obst, ein wenig Fisch)  
  • regelmässig warm frühstücken (z.B. Getreidebrei oder Suppe) 
  • hochwertige pflanzliche Öle verwenden (z.B. Leinöl, Olivenöl, Rapsöl) 
  • Rohkost und kalte Getränke vermeiden 
  • Milchprodukte vermeiden (wirken aus Sicht der TCM zu feucht und verschleimend)  
  • Künstliches und Fertigprodukte vermeiden (sind keine nahrhaften Lebensmittel)  
  • Tiefkühlkost vermeiden (zu viel Kälte)  
  • weniger Brotmahlzeiten (Brot wird mit sehr viel Hitze zubereitet) 
  • auf Alkohol weitgehend verzichten  
  • wenig tierische Produkte wie Fleisch und Eier (diese sind sehr starke Energielieferanten und sollten nur in Massen oder bei Schwächezustand konsumiert werden)  
  • nicht zu spät am Abend essen 

Jede Umstellung erfordert zunächst ein wenig Anstrengung, schliesslich gilt es lang gepflegte, alte Gewohnheiten abzulegen. Doch geben Sie sich etwas Zeit und Sie werden sehen, wie wohltuend und abwechslungsreich die Fünf-Elemente-Küche ist.  

Essen ist neben der Atemluft unser wichtigster Energielieferant und damit wesentlicher Baustein jeder Therapie in unserer Praxis. Falsches Essen schwächt unseren Körper und schafft unnötigen Ballast wie Giftstoffe oder Schlacken. Mit der richtigen Ernährung hingegen geben Sie Ihrem Körper die Energie und Kraft, die er braucht, um seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Gerne nehme wir uns ausgiebig Zeit für eine genaue Diagnose und erstellen davon ausgehend ein auf Sie abgestimmtes Ernährungskonzept im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin.