Kräutertherapie

Die Kräutertherapie (auch als Phytotherapie bezeichnet) ist eine der wichtigsten Behandlungsmethoden der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die TCM Kräutermedizin nutzt den reichen Schatz der Natur, die alles zur Verfügung stellt, was der Mensch für ein gesundes Leben und zur Genesung bei Schwäche oder Krankheit braucht.  

Auch ausserhalb des alten Chinas bemühten sich Menschen seit jeher darum, die Wirkung und Heilkraft von Pflanzen zu verstehen. Die Kräuterheilkunde zählt damit zu den ältesten medizinischen Therapieformen überhaupt. Weltweit betrachtet ist die Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln nach wie vor die gebräuchlichste Heilmethode.

Lesen Sie hier, was man unter TCM-Kräutertherapie versteht, wie chinesische Kräuter wirken, wann sie angewendet werden können und wie sie eingenommen werden. 

Übersicht

Einblick in die Kräutertherapie der TCM. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Chinesische Kräuter sind höchst komplexe, äusserst wirksame Rezepturen aus pflanzlichen, mineralischen und tierischen Bestandteilen.  

Wie (schnell) wirken TCM-Kräuter? Jeder Patient erhält eine individuell auf ihn abgestimmte Kräutermischung und Dosierung. TCM-Kräuter werden in der Regel über mehrere Wochen bis Monate hinweg eingenommen.  

Wann ist eine TCM-Kräutertherapie sinnvoll? TCM-Kräutermedizin ist eine natürliche und wirksame Methode, um Krankheitsbilder und Symptome aller Art zu lindern und zu heilen. 

Wie lange und in welcher Form werden TCM-Kräuter eingenommen? TCM-Kräuter können als Dekokt (Tee), in Form von Tabletten, Granulat oder als hydrophile Konzentrate verabreicht werden.   

Können Nebenwirkungen auftreten? Chinesische Kräuter sind höchst wirksame Arzneimittel und können bei falscher Zusammenstellung auch unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Die Wahl eines erfahrenen TCM-Therapeuten ist daher das wichtigste Kriterium bei der Behandlung mit Arzneimitteln der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Die Kräutertherapie hat im Gegensatz zu anderen Behandlungsformen der TCM wie zum Beispiel Akupunktur oder Schröpfen nicht die Aufgabe, Blockaden oder Stagnationen im Energiefluss zu lösen, sondern dem Körper Lebensenergie Qi zuzuführen. Mit Hilfe der Kräuter kann das gesamte Energiesystem des Patienten gestärkt und damit die Heilung positiv beeinflusst werden. Der Körper erhält durch die Kräuter die Kraft, die er braucht, um wieder gesund zu werden.

1.1. Mehr als einfache „Kräuter“

Der Begriff „Kräutertherapie“ bildet das umfassende Gebiet der chinesischen Phytotherapie nur unzureichend ab. Mit einfachen „Kräutern“ hat diese nämlich nur wenig zu tun. Die pflanzliche Heilkunde der Traditionellen Chinesischen Medizin verwendet höchst komplexe und pharmakologisch äusserst wirksame pflanzliche Rezepturen.

Die Wirkstoffe sind dabei nicht nur in Blättern, sondern auch in Wurzeln, Rinden, Blüten oder Samen zu finden. Darüber hinaus kommen in der TCM Kräutertherapie auch nichtpflanzliche, aber natürlich vorkommende Elemente wie Mineralien, Harze oder tierische Bestandteile zum Einsatz.

1.2. Ursachenbehandlung statt Dauermedikation

Wie die gesamte Traditionelle Chinesische Medizin zielt auch die TCM Kräutertherapie nicht nur auf die Behandlung von Symptomen, sondern auf die Beseitigung der Ursachen einer Erkrankung ab.  Damit unterscheidet sich die TCM Kräutermedizin wesentlich von der Arzneimittellehre der westlichen Schulmedizin. Diese hat zweifellos ihre Stärken in der Behandlung von akuten Symptomen wie zum Beispiel Schmerzen. Die schnelle und effektive Wirkung von Medikamenten führt jedoch häufig dazu, die den Schmerzen zugrundeliegenden Ursachen zu vernachlässigen – mit unangenehmen Folgen.

Die Erkrankung ist durch die Medikation nicht verschwunden, sondern lediglich nicht mehr zu spüren, während sie weiter voranschreitet. Die eingesetzten Arzneimittel zur Linderung der Symptome werden zu einer Dauermedikation, da beim Absetzen der Medikamente die Symptome sofort wieder zu Tage treten würden.

Mit der Kräutermedizin der Traditionell Chinesischen Medizin verfolgt der TCM-Naturheilpraktiker einen gänzlich anderen Ansatz. Chinesische Kräuter werden meist als Teil eines umfassenden Therapiekonzeptes eingesetzt. Zusammen mit anderen Methoden der TCM (wie z.B. Akupunktur oder Ernährungslehre) versucht der TCM-Therapeut die Krankheit an der Wurzel zu behandeln. Die TCM-Kräuter sollen den Körper energetisch stärken, sodass ein Gleichgewicht im Körper wiederhergestellt werden kann und chronische Erkrankungsprozesse beendet werden. 

Nach einer genauen Diagnose wählt der TCM-Naturheilpraktiker eine für den Patienten geeignete Kräutermischung aus. Ausgehend von einem vorhandenen Grundrezept stimmt er die Kräuter in ihrer Zusammensetzung und Dosierung exakt auf den jeweiligen Patienten ab. Dadurch erhält jeder Mensch eine individuelle Kräutermischung.

Wie schnell chinesische Kräuter wirken und eine Heilung oder Besserung von Beschwerden herbeiführen, hängt von der jeweiligen Erkrankung und des gesamten Gesundheitszustands des Patienten ab. Effekte der chinesischen Kräutertherapie machen sich dabei weniger schnell bemerkbar als bei anderen Behandlungsmethoden der TCM wie Akupunktur oder Schröpfen, wo häufig schon nach der ersten Sitzung eine deutliche Schmerzlinderung eintritt. In der Regel sprechen aber selbst lang andauernde chronische Störungen sehr rasch auf die Anwendung chinesischer Arzneimittel an.  

2.1. Eigenschaften chinesischer Arzneimittel

Eine chinesische Arzneirezeptur setzt sich aus Kräutern, Mineralien und Stoffen tierischer Herkunft zusammen. Den einzelnen Bestandteilen der Rezeptur werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin bestimmte Wirkungen zugeschrieben. Dabei wird unterschieden zwischen wärmenden und kühlenden Inhaltsstoffen sowie solchen, die allgemein das Qi stärken oder direkt auf einzelne Funktionskreise im Körper wirken.

Darüber hinaus spielen die fünf Geschmäcker (süß, salzig, sauer, bitter und scharf) eine Rolle in der Heilkraft der Kräuter. Ihre gesamte Heilkraft entfalten die einzelnen Inhaltsstoffe in ihrer Kombination. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Dieser Grundsatz der Traditionellen Chinesischen Medizin spiegelt sich auch in der Anwendung von Kräutern wider.  

Die TCM-Kräutermedizin ist eine natürliche und wirksame Methode, um Krankheitsbilder und Symptome aller Art zu lindern und zu heilen. Besonders bewährt hat sich die Anwendung chinesischer Kräuter zur Behandlung von chronischen, länger andauernden Beschwerden. Aber auch bei akuten Beschwerden hält die chinesische Kräutermedizin unzählige effektive Kräutermischungen bereit, mit denen die Erkrankung rasch unter Kontrolle gebracht werden kann. Häufig werden unterstützend zur Kräutertherapie auch andere Behandlungsformen der TCM wie Akupunktur, Schröpfen oder Ernährungslehre eingesetzt.

3.1. Indikationen

Die folgende Liste umfasst Krankheitsbilder, die erfahrungsgemäss besonders gut auf chinesische Kräuter ansprechen.

  • Magen- und Darmerkrankungen:  Reizdarm, Gastritis, Morbus Crohn, Colitis, Verstopfung, Durchfall 
  • Infektiöse Erkrankungen: grippale Infekte, Blasenentzündung 
  • Erkrankungen der Atemwege: Bronchitis, Asthma, Sinusitis  
  • Hauterkrankungen: Ekzeme, Schuppenflechte (Psoriasis), Neurodermitis, Akne 
  • Gynäkologische Erkrankungen: Menstruationsbeschwerden, Zyklusunregelmässigkeiten, Zysten, Schwangerschaftsprobleme, Unfruchtbarkeit, Beschwerden der Wechseljahre
  • Urogenitale Erkrankungen: Unfruchtbarkeit, Prostatits, Erektionsstörungen 
  • Psychische Erkrankungen: Schlaflosigkeit, stressbedingte Beschwerden, Depressionen 
  • Weitere Krankheiten: Migräne, Schwindel, Allergien, Tinnitus, Entzündungen und Schmerzen aller Art 

Auch Erkrankungen, die in der Aufzählung nicht enthalten sind, können in der Regel gut mit chinesischer Pflanzenheilkunde behandelt werden. Gegen jede Krankheit sind schliesslich ein oder mehrere Kräuter gewachsen.  

Es gibt in der Traditionellen Chinesischen Medizin mehrere Arten wie Kräutermischungen verabreicht werden können. Meist erstreckt sich die Anwendung der TCM-Kräutertherapie über mehrere Wochen bis Monate, in denen die Arzneimittel täglich eingenommen werden.  
 
Dekokt (Tee): Als Dekokt wird die Einnahme chinesischer Kräuter als Tee bezeichnet. Für die Herstellung des Dekokts werden die einzelnen Kräuter unterschiedlich lange Zeit gekocht. Blätter dürfen nur kurz, Wurzeln oder Rinder längere Zeit (mindestens eine halbe Stunde) im Wasser geköchelt werden. Der Sud wird anschliessend je nach Verordnung des TCM-Therapeuten ein- oder zweimal (meist morgens und abends) getrunken.  
 
Granulat: Eine weitere Zubereitungsform chinesischer Kräuter ist das Granulat. Die Wirkstoffe der einzelnen Kräuter werden hier auf eine Trägersubstanz aufgedampft. Das dabei entstandene Granulat wird in heissem Wasser aufgelöst eingenommen.  
 
Tabletten: Granulatpulver kann in Tabletten gepresst werden und ist für den Patienten damit die simpelste Einnahmemöglichkeit chinesischer Heilkräuter. Der meist etwas gewöhnungsbedürftige Geschmack der Kräuter macht sich bei dieser Einnahmeform kaum kaum merkbar.   
 
Hydrophile Konzentrate: Diese wässrigen Lösungen chinesischer Kräuter eignen sich besonders gut für Kinder, sie werden in relativ kleinen Mengen eingenommen und sind ebenso wie Tabletten geschmacksneutral.  
 
Welche Art der Verabreichungsform im konkreten Fall am besten geeignet ist, entscheidet der TCM-Therapeut in Absprache mit seinem Patienten.

Chinesische Kräuter sind höchst wirksame Arzneimittel und können bei falscher Zusammenstellung auch unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Die Wahl eines erfahrenen TCM-Therapeuten ist daher das wichtigste Kriterium bei der Behandlung mit Arzneimitteln der Traditionellen Chinesischen Medizin. Bei korrekter Anwendung einer mit Bedacht ausgewählten Rezeptur entfalten die Kräuter ihre heilsame Wirkung genau dort, wo sie sollen. Nützliche und erwünschte Nebenwirkungen wie Schwitzen oder vermehrter Harn- oder Stuhlgang zeigen das Einsetzen von Entgiftungs- und Ausscheidungsprozessen des Körpers und damit die positive Wirkkraft der Arzneimittel an. 

Bei der erstmaligen Einnahme chinesischer Kräuter empfinden viele Patienten deren intensiven Geschmack bzw. Geruch zunächst als unangenehm. Schon nach wenigen Anwendungen gewöhnt man sich jedoch meist an das spezifische Aroma. Bei einer starken Abneigung eignet sich die Verabreichung in Form von Tabletten oder hydrophilen Konzentraten, da diese relativ geschmacksneutral sind.  

5.1. Qualitätskontrollen chinesischer Arzneimittel

Die einzelnen Bestandteile einer Mischung chinesischer Kräuter werden zumeist aus Asien bezogen. Beim Bezug der Kräuter aus dem Ausland gilt es auf höchste Qualität zu achten, da chinesische Kräuter mitunter mit Pestiziden oder Schwermetallen belastet sein können.  
Chinesische Kräuter, die in die Schweiz importiert werden, müssen daher strengste Qualitätskontrollen durchlaufen. Ausserdem ist aus ethischen Gründen der Import von Bestandteilen vom Aussterben bedrohter Tiere verboten.