Die Manuelle Therapie ist eine Behandlungsform der Physiotherapie. Sie ist eine der ältesten therapeutischen Methoden, die mit bestimmten Handgriffen Beschwerden am Stützapparat behandelt.

Die Manuelle Therapie hilft bei Bewegungsstörungen im Bereich der Wirbelsäule sowie der Gelenke in den Gliedmassen. Blockaden oder Einschränkungen in den Gelenken führen häufig zu Verspannungen der Muskulatur und unterschiedlichen Schmerzen. Die Manuelle Therapie kann dabei auf schonende Art und Weise effektiv helfen.

Die Manuelle Medizin basiert auf den Kenntnissen der Anatomie und Physiologie. Im Mittelpunkt der manualtherapeutischen Praxis steht die Verbindung zwischen Gelenken und Bewegungssegmenten der Wirbelsäule.

Ein Bewegungssegment der Wirbelsäule besteht aus zwei benachbarten Wirbeln, die durch Bandscheiben, Wirbelgelenke, Sehnen und Muskeln miteinander verbunden sind. Bei Erkrankungen ist der Bewegungsspielraum dieser Bewegungssegmente eingeschränkt. In Folge kommt es zu reduzierter Mobilität und Schmerzen.  

Die Manuelle Therapie gilt als effektive und dabei schonende Behandlungsmethode bei Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule und der Gelenke. Hauptsächlich werden die Gelenke der Extremitäten, der Wirbelsäule, des Brustkorbs, des Beckens sowie das Kopf- und Kiefergelenke behandelt. Der Physiotherapeut arbeitet bei der Manuellen Therapie in erster Linie mit seinen Händen (Lateinisch manus = Hand). Mit speziellen Handgriffen kann er verschobene Wirbel wieder “einrichten” und Blockaden oder Verspannungen lösen.  

Zum Einsatz kommen dabei unterschiedliche Handgrifftechniken sowie Traktions-, Gleit- und Entspannungstechniken.  

2.1. Techniken der Manuellen Therapie

Traktionstechniken: Der Physiotherapeut übt hierbei einen sanften Zug aus, um die Gelenkflächen voneinander zu trennen. Dadurch erreicht er eine Druckentlastung von Gelenkkapseln und Bändern. Schmerzen lassen sich dadurch reduzieren. 

Gleittechniken: Der Physiotherapeut bewegt Gelenkflächen parallel zueinander, um die Beweglichkeit wiederherzustellen.  

Entspannungstechniken: Der Physiotherapeut dehnt die Muskulatur sanft, um ihre Flexibilität zu erhöhen und der neugewonnen Gelenksmobilität Platz zu geben.  

Die Manuelle Therapie eignet sich zur Behandlung von Bewegungseinschränkungen an Gelenken. Die Manuelle Therapie behandelt zum Beispiel Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule, die durch Fehlhaltungen, Fehlbelastungen, Abnutzung oder Verletzungen entstanden sind. Auch Beschwerden der Wirbelsäule, die durch Muskelverspannungen verursacht werden, lassen sich mit Manueller Therapie deutlich lindern.  

Nicht geeignet für eine Manuelle Therapie sind:  

  • Akuter Bandscheibenvorfall 
  • Degenerative Veränderungen an Wirbelsäule oder Gelenken  
  • Entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule (z.B. rheumatologische Erkrankungen) 
  • Schwindel  
  • Tumore 

Zu Beginn der Behandlung steht ein ausführliches Gespräch, in dem der Physiotherapeut die Beschwerden und die Krankheitsgeschichte des Patienten kennenlernt. Anschliessend untersucht der Therapeut den Patienten und die Funktionsstörungen am Bewegungsapparat. Während der Manuellen Therapie arbeitet der Physiotherapeut mit unterschiedlichen Handgriffen.  Er führt dabei Bewegungen am Betroffenen durch, ohne dass dieser selbst aktiv mithilft.  

Das Therapieprogramm wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Meist empfiehlt sich eine Reihe von mehreren Behandlungen, um merkbare Erfolge zu erreichen.  

4.1. Ziel der Manuellen Therapie

Die Manuelle Therapie versucht Blockaden in den Gelenken zu lösen und die Mobilität zu erhöhen. Dadurch sollen Schmerzen deutlich gemindert oder beseitigt werden und die Lebensqualität gesteigert.

Griff- und Massagetechniken zur Behandlung von Rückenschmerzen oder nach traumatischen Ausrenkungen sind seit dem Altertum bekannt. Bereits Hippokrates beschrieb, wie verschobene Wirbel wieder zurechtgerückt werden können.

Im Mittelalter widmeten sich sogenannte Knocheneinrenker oder “Gliedersetzer” schmerzgeplagten Patienten. Ab dem 19. Jahrhundert wurden Techniken zum Lösen von Blockaden in den Gelenken wieder aufgegriffen, zunächst von Heilpraktikeren, ab dem Zweiten Weltkrieg auch von Orthopäden oder Hausärzten.

Im 20. Jahrhundert entwickelten Manualtherapeuten der Alternativmedizin den Ansatz, neben Bewegungseinschränkungen auch Befindlichkeitsstörungen und andere Erkrankungen beeinflussen zu können. Dazu sollen nervale, reflektorische und eine Art “energetische” Verbindungen der Knochen und Gelenke stimuliert werden.